Mehr als 100 orientalische Handschriften in hebräischer, syrischer, arabischer, persischer und osmanisch-türkischer Sprache aus dem 16. bis 18. Jahrhundert werden im Archiv der Franckeschen Stiftungen aufbewahrt. Sie gelangten im 18. Jahrhundert auf sehr unterschiedliche Weise in ihren Besitz. Bereits 1702 gründete August Hermann Francke (1663–1726) das Collegium Orientale Theologicum, das sich dem Studium und der Erlernung von orientalischen Sprachen widmete. Mit dem Ziel, das Christentum unter Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens zu verbreiten, entstand 1728 unter der Leitung von Johann Heinrich Callenberg (1694–1760) das Institutum Judaicum et Muhammedicum. Vor dem Hintergrund der Missionierung erarbeitete man dort Wörterbücher, Grammatiken und Gesprächsbücher sowie Übersetzungen christlicher Texte in orientalische Sprachen, deren Manuskripte zum größten Teil noch erhalten sind.
Beide Institute erhielten orientalische Handschriften als Geschenk. Sie gehörten zum Teil zu den in den Türkenkriegen erbeuteten Schriften, wurden aber auch von ehemaligen Schülern und Missionaren nach Halle gesandt. Diese Sammlung enthält u.a. Korane, Korankommentare, Gebetbücher, Werke zum islamischen Recht und zur islamischen Geschichte, zur Mystik, Logik und Poesie.
Neben ihrer filigranen Schrift beeindrucken orientalische Handschriften oft durch ihre erlesene Seitengestaltung. Vielfach ist der Schriftraum durch zarte Rahmen eingefasst. Auch Buchmalerei ist hier zu finden. Titelvignetten, ornamental geschmückte Baldachine, kennzeichnen den Beginn von Texten. Stempelverzierte Ledereinbände mit einem mandelförmigen Mittelornament auf dem Vorderdeckel, oft in Goldpressung, sind typisch für die islamische Buchkultur.