Das Archiv der Franckeschen Stiftungen beherbergt eine Fülle an historischen Quellen, die nicht nur einen kulturellen und historischen, sondern auch einen ästhetischen Wert besitzen. So entführen orientalische, mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften mit ihren kunstvollen Kalligraphien und filigranen Illustrationen den Betrachter in eine andere Welt. Sie gelangten zum größten Teil durch Schenkungen und Nachlässe in den Bestand und wurden ursprünglich in der Handschriftenabteilung der Bibliothek aufbewahrt.
Urkunden stellen mit ihren feinen Schriftzügen auf wertvollem Pergamentpapier Meisterwerke der Schreibkunst dar. Sie belegen zum einen das Verhältnis der Franckeschen Stiftungen zum preußischen Staat, spiegeln aber mit den bis ins Jahr 1601 zurückgehenden Lehns- und Besitznachweisen auch die regionale Herrschafts- und Wirtschaftsgeschichte wider.
Einbände aus Buntpapier machen aus trockenen Rechnungsakten wahre Kunstwerke. Sie stammen aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts und zeugen vom relativen Wohlstand der erwerbenden Einrichtungen des Halleschen Waisenhauses. Zu den beliebtesten verwendeten Buntpapieren gehören die Kleisterpapiere, darunter die Papiere nach »Herrnhuter Art«. Sie zeichnen sich durch Farbtiefe und abwechslungsreiche Muster aus.
Detailreiche Kupferstiche sind ein Spiegelbild der damaligen Gesellschaft und erlauben einen Einblick in die Kunst und Kultur vergangener Epochen. Großformatige, oft allegorische Darstellungen wurden oft anlässlich von Jubiläen hergestellt und vertrieben. Auch die Franckeschen Stiftungen ließen im 18. Jahrhundert aufwändige Grafiken gestalten und verbreiteten sie über ihre Netzwerke.
Die Ausstellung über die Archivophilie, also die Liebe zum Archiv, lädt dazu ein, die Schönheit und Bedeutung dieser Schätze, zu denen auch exotische Palmblatthandschriften und Stammbücher hallescher Studenten gehören, zu entdecken.